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Stories Cobra Gang Tour Diary - Italien 2006 (von Falko) Sommer 2000 - Ein außergewöhnlicher Tourreport: SOLEIL NOIR und COBRA GANG on the road! (von Teppi)
Cobra Gang Tour Diary - Italien 2006 (von Falko) Als es hieß,
wir fahren nach Viareggio, war uns wohl nicht klar, was uns dort erwartet.
Im festen Glauben und mit Vorfreude auf zwei Punkrockshows in der Toskana
schnürten wir unser Hab und Gut zusammen, und wie erbarmungslos wurden wir
mit der karnevalistischen Realität in Italien konfrontiert. TAG 1 : 17.2.06 Freitagmittag sollte also unser Flieger in die Sonne starten. Die Wetterprognosen schwankten irgendwo zwischen Olympische Winterspiele in Turin und Strandurlaub mit Badehose, und so empfingen uns freundliche 15 Grad und ein klarer Himmel. Wunderbar! Angekommen im toskanischen Frühling war selbst unser notorischer Nörgler „Fishermans Foe“ Dertinger endlich entspannt, nachdem die Hinfahrt schon nur Häme und Spott für Ihn übrig hatte. Nicht ganz zu unrecht allerdings, denn wer verwehrt einem sonst die (so dringend notwendigen) 'Fishermans Friend', weil sie gekaut werden würden und nicht gelutscht...
Lorenzo holte
uns dick in Daunenjacke und Kapuze vermummt mit dem Bandvan von Seed’n’Feed
vom Flughafen Pisa ab; es wurden die Schönheit und Blüte der toskanischen
Flora und Fauna gelobt, und so machten wir uns auf dem Weg nach Viareggio. Herrlich,
dieser Frühling, wir alle können’s kaum glauben, was zwei Stunden Flug
so ausmachen! Also Sachen abladen, und dann erstmal kurz auf ein Cafe und
ein Bier (Peroni: ganz gut, obwohl etwas dünne) in eine der unzähligen
Bars, dann zum Ort des abendlichen Geschehens, dem Flora Cafe’. Diese
schmucke kleine Butze ist eigentlich eine Strandbar wie sie im Buche steht,
das Interieur allerdings besticht durch seine dezente Kifferoptik. Hocker
aus Autoreifen und bunt gemusterte Wandbehänge lassen sogleich ein
heimeliges Gefühl entstehen. Die Leute hier sind sehr nett und
zuvorkommend, es werden permanent Biere gereicht und bald gibt’s was zu
essen (Pasta!). Nur kurze Zeit später befinden wir uns im Vorhof der Hölle… …CARNEVAL INTERNATIONAL DI
VIAREGGIO E D’ EUROPA… (…oder so ähnlich) Wenn man an
Italien und/oder Karneval denkt, fällt einem vielleicht zunächst Venedig
ein, ein paar Masken, mysteriös kostümierte Adlige, Casanova, usw. Was
hier los war, sprengte allerdings meine Vorstellungskraft bei Weitem. Ihr
kennt doch sicherlich die Faschingsabteilung bei Galeria Kaufhof, und sind
Euch dort auch schon mal diese Ganzkörper- Fellimitat-Tierkostüme
aufgefallen, bei denen man sich immer fragt, wer so was wohl anziehen mag?!
Na ja, ich weiß es jetzt jedenfalls, denn ich befand mich mehrere Stunden
in einem Meer aus Kühen, Hühnern, Hunden, Bären, Raben (!) und was die
Tierwelt sonst noch so zu bieten hat. UNGLAUBLICH!
Nachdem uns
Lorenzo einmal durch die karnevalistische Flaniermeile von Viareggio und
seinem tobenden Mob geschleust hatte, ging’s zurück zum Club, wo die
zeitweilig verloren geglaubte andere Hälfte der Gang schon auf uns wartete.
Es kamen dann auch ungefähr 30 Leute, nachdem der Karneval um Mitternacht
dichtgemacht hatte, und bald darauf stonerrockten „Lip Colour
Revolution“ aus Livorno als erste Band die überschaubar besuchte Lokalität.
Beim Soundcheck ahnte man es noch nicht, doch das Quintett machte mit
dichtem Sound und gut arrangierten Songs ganz ordentlich Dampf. Vor allem
der Sänger überraschte mit angenehm rockender Stimme und ließ an einigen
Passagen auch mal die Katze aus dem Sack. Schön! Als wir dann so gegen 2.30
Uhr ran sollten, interessierte natürlich niemanden, dass wir schon seit
morgens um fünf auf den Beinen waren, ne Reise (Atzes erster Flug, bibber…),
diverse Willkommensbiere und das kostümierte Tollhaus hinter uns hatten,
und so nahm das Schicksal seinen Lauf. In dieser vertrackten Situation half
nur aus allen (Punkrock-) Rohren feuern, dementsprechend dürfte auch der
Sound ausgefallen sein: räudig wie eh und je, ohne Punkt und Komma, aber
das schien das heimische Publikum nicht weiter zu stören. Da schien der
liebe Herrgott dann doch irgendwann ein Einsehen gehabt zu haben, und
schickte dem Adi einen bitterbösen Schmerz ins arg beanspruchte Ärmchen,
so dass wir (und alle Beteiligten) nach Zweidrittel unseres Sets endlich erlöst
wurden und zwangsläufig aufhören mussten.
Wie es dazu
kam, ist bis zum heutigen Tage noch nicht geklärt. Sicher ist nur, dass
unser lieber Atze eben auch nur ein Mensch und keine Drum- Maschine ist. Das
dieser folgenschwere Zwischenfall mit seinem Unterarm auch für heitere
Momente sorgte, ist in erster Linie Derte zu verdanken. Adrian muß hinter
seinem Schlagzeug so verzweifelt um sich geschaut haben, dass sich Derte (die
Situation vor dem geistigen Auge) sobald das Gespräch darauf kommt, brüllend
vor Lachen auf dem Boden wälzt… An diesem
Abend waren vermutlich alle einschließlich des Publikums so betrunken, dass
selbst dieserlei Ausfälle nicht ernsthaft wahrgenommen wurden. So gab es
zum Feierabend noch ein versöhnliches Bier und nach 24 Stunden Tag und
einer Coupe- Gute-Nacht-Geschichte war dann endlich auch Nachtruhe! TAG
2 : 18.2.06 Bon Giorno!
13.00 Uhr, alle aufstehen! Nach einer viel zu kurzen Nacht kommt die
Erinnerung wieder. Oh mannomann, Karneval…Bier…Verrückte…Auftritt…Bier…die
olle Punkerin…Atzes Arm…und…der BIERPAKT!!! Nach dem Fear-and-Loathing-in-Las-Vegas-mäßigen Abend im Flora Cafe’ konnte nur noch ein Schwur, eine goldene Regel, ja ein immerwährendes Gesetz den kommenden Tag retten: Morgen kein Bier! (Obwohl Derte eingeschlagen hatte, bestreitet er hartnäckig, es auch so gemeint zu haben). So wirft sich die Gang etwas brummelig, aber durchaus schon wieder zu blöden Scherzchen aufgelegt, für den kommenden Tag in Schale. Kurz nach dem Frühstück (es ist ja nun schon wieder fast 17 Uhr) ist dann Abfahrt Richtung Livorno. Dort treffen wir dann auch auf den Rest von Seed’n’Feed, und sind erst einmal schwer beeindruckt vom dortigen Cage Club. Cooooles Etablissement mit einer fetten Bühne und geilem Sound für ca. 500 Personen, die laut Lorenzo auch jedes Wochenende da wären. Den Tag vertreibt sich die Gang mit Nippen an einer mitgeführten Weinflasche, die eher schüchtern und unter den argwöhnischen Blicken aller über den Tag verteilt weggenuckelt wird. (Es war ja schließlich ein BIERpakt!) Den restlichen Abend wird man die Gang brav mit 0,3l Wasserflaschen durch die Gegend tapsen sehen. Nach dem Soundcheck gab’s dann was zu futtern, aber doch nicht irgendetwas. Wir wurden vom Mischer in eine Rockkneipe begleitet, in der uns solche Leckereien wie Pizza Pantera oder Penne alla Slayer erwarteten, …ne Rockkneipe eben. Nach diesem inspirierendem Essen (für uns: Pasta) sollnse ruhig kommen, die Scharen…
Und sie kamen,
zwar erst spät (das ist in Italien wohl eh etwas anders, denn dort gehen
die Konzerte immer ein bis zwei Stunden später los als hier), aber nicht spät
genug, so dass ein findiger Pförtner nicht bemerkt hätte, dass der Tag
sich dem Ende neigt, und mit ihm auch der vorgesehene Bierpakt. O.k., so ca.
ein halbe Stunde vor Spielbeginn dürfte ja nicht mehr allzu viel schief
gehen… So starten wir
gegen 0.30 Uhr, und zwar ganz ordentlich. Der Stagesound war klasse, Front
of Stage auch fett, ca. 400 Leute in der Halle und ein paar frenetisch
abfeiernde Fans in der ersten Reihe, Stimmung ist gut, die Leute
applaudieren brav und ein paar T-Shirts werden wir auch noch los. Prima
(aber wozu haben wir eigentlich die CD’s mitgenommen…?). Nach den
obligatorischen 30 Minuten ist der Zauber dann vorbei, Atzes Arm meldet sich
auch wieder, und Seed’n’Feed mahnen zur Eile, denn sie wollen unbedingt
den Laden für zwei Stunden in Grund und Boden rocken. Nadannmanntau.
Der Rest des
Abends gestaltete sich ähnlich wie der vorausgegangene, mit dem
Unterschied, dass wir halt inner Disco waren, in der es nach Konzertende nur
so aus den Boxen hinausbouncte. Da wir seitens des Veranstalters noch nicht
abbauen sollten, fügten wir uns nahtlos in unser Schicksal, worauf irgendwo
zwischen Justin Timberlake, Nirvana und Refused abgesteppt wurde. Nur der
Derte, der war auf einmal verschwunden. Als ich ihm zuletzt begegnete,
wirkte er recht entspannt, die Pflicht des Abends zur Kür gemacht und ein
Bier in der Hand, dass er laut eigenen Aussagen zu einem abschreckend hohen
Preis erstanden hatte. Da unser Bandvorrat aufgebraucht war, wollte keiner
an die Bar, um Bier zu schnorren, und so blieben wir für geraume Zeit ohne
Getränke. Schnitt! Als ich Derte dann ungefähr einskommafünf Stunden später
wieder traf, hatte der Wirt ganze Arbeit geleistet, so dass Derte sich nur mühsam
auf dem Sofa halten konnte. Mit den Worten, er hätte den ganzen Abend
Freigetränke bekommen, verabschiedete er sich dann zum Schlafen in den Van.
Das er später nicht mit abbauen konnte, sei hier nur am Rande erwähnt. Das
er allerdings beim Aufstehen von der Rückbank mit infernalischem Lärm auf
den Boden gekracht ist, war dann wohl nur die gerechte Strafe. Nach einem lustigen Abend waren wir dann doch schon um 7.00 Uhr im „Bett“, die Vögelein sie zwitscherten schon- doch Klassenfahrtromantik will um diese Uhrzeit nicht mehr aufkommen. Bona sera! Tag
3: 19.2.06 15.00 Uhr. Heute kein Auftritt mehr, alle sind darauf bedacht, die letzten Kräfte für die kommende Woche aufzusparen und die letzten Tage zu verarbeiten. Der Körper regeneriert sich nur langsam, und es scheint wie ein Geschenk des Himmels, als Lorenzo erklärt, wir würden zum Essen um 17.00 Uhr bei seiner Mutter erwartet werden. Und es ist wie bei Mamma!!! Vor sieben Jahren auf unserer ersten Tour saßen wir schon bei ihr im Garten und haben uns die Bäuche mit Pasta, Brot und Käse, Salat, Kuchen und Cafe vollgestopft. So auch dieses Mal. Für eine tourende Punkband ist dieser Ort das Paradies! Grazie Mamma!!!
Den letzten
Bissen mit einem Schluck Wein heruntergespült, und ab geht’s…tataaa-
zum Karneval!! Mann, dass das auch nicht mal irgendwann vorbei ist. Ich weiß
auch gar nicht, warum wir uns schon wieder zwischen den Jecken tummeln
sollen, zumal selbst Lorenzo zu Protokoll gibt, er hätte „such balls“
wegen dem Karneval. Tja, so sehen wir also doch noch die „Giants“, und
o.k., sind etwas überrascht ob den nicht übel gestalteten Prunkwagen.
Nichtsdestotrotz ist es immer noch am allerschönsten, einfach so am Strand
rumzulümmeln, und dafür beneiden wir sie, die Italoprotzer.
Das Wetter ist an den letzten beiden Tagen leider nicht so gut wie bei der Ankunft. Trotzdem reicht allein die die staafe Brrrise am Strand von Viareggio, um einem das Gefühl von Sommer zu verpassen. Als es Abend wird, überraschen uns SNF mit dem Vorschlag, in Ihren Proberaum zu fahren, damit sie proben können. Hm, ob das jetzt vielleicht etwas zuviel des Guten sein mag? Egal, wir sind hier Gast und haben keine weiteren Ansprüche, obwohl wir uns alle irgendwas Cooleres hätten vorstellen können, und sei es einfach weiterhin am Strand rumzulungern. So bekommen wir noch mal das Set von SNF zu hören und dürfen dann zum Schluß auch noch drei Songs zum Besten geben. Yeah, dann können wir ja auch mal zwei Stunden jammen, aber wir sind ja, wie gesagt, sehr „gast“- freundlich und spielen einfach die Songs, die wir sonst auch gerne noch gespielt hätten. Danach geht’s mit den Jungs von SNF zurück zu Lorenzo, es wird noch gegessen, rumgesessen und erzählt, man fachsimpelt über Instrumente und tauscht die neuesten Muckerwitze aus. Dann wird uns allen so langsam klar, wie spät es schon ist, und wann morgen unser Flieger nach Hause startet. Die Schätzungen reichen von 10.35 Uhr bis 12.45 Uhr und so beschließen wir, um 8.00 Uhr aufzustehen und deshalb mal schleunigst zu pennen. Das gestaltet sich allerdings genauso schwierig wie in den Nächten davor, da Tom zunächst mal blankzieht, und das in Höhe von Atzes Gesicht. Dieser, nicht minder angewidert als der Rest, versucht Ihn mit debilen Scherzchen umzustimmen, was leider fehlschlägt, da mittlerweile alle auf diesem Level sind, und Tom dadurch umso mehr gepusht bzw. die Unterprinte gedroppt wird. Plötzlich kommt Falko die rettende Idee, indem er einfach den Lichtschalter betätigt, und so hat das muntere Spielchen dann doch irgendwann ein Ende. Trotzdem wird weiterhin im Schlafsack vor sich hin gealbert, so das eine gewisse Schullandheim- Atmo entsteht. Als mir gegen drei Uhr der letzte Lacher vor Müdigkeit im Halse stecken bleibt, stellt sich mir eine Wand von Laubsägen entgegen, die der Menschheit letzten Nerv zu rauben vermögen. Nicht nur Stereo, nein Dolby Surround 5.1 und höher !!! Ich krieg ne Meise, und beneide Monsieur Dertinger, der mit Tom ausgeschangelt hatte, im Nebenraum zu nächtigen. Mitten in der Nacht kommt dann auch Lorenzos Mitbewohnerin von der Arbeit nach Hause, und zwischendurch ist immer einer auf dem Klo oder in der Küche, mit Licht an versteht sich. So hangelt man sich mehr oder weniger im Halbschlaf durch die Nacht bis der Wecker klingelt und man sicher weiß, dass man total im Arsch ist!!!
TAG
4 : 20.2.06 So! 8.00 Uhr, alle aufstehen, das Cobra Commando ist gut organisiert und es findet sich sogar noch die eine oder andere Möglichkeit zum Einkaufen oder Cafe trinken gehen. Um neun Uhr kommt dann der Flughafen Shuttle aka Lorenzo Dinelli und wir dröhnen los Richtung Pisa. Gespräche sind auf dieser Fahrt aufgrund kollektiver Ermüdungserscheinungen Mangelware, und so verabschieden wir uns allerherzlichst von unserem Gastgeber Lorenzo, der uns tapfer drei ganze Tage lang ertragen hat, uns bei ihm auf dem Flur schlafen ließ, bei dessen Mamma wir gegessen hatten, der unsere blöden Witze aushalten musste, und uns drei Tage lang bespaßt hatte, mit allem was die Region so zu bieten hat! Nach dieser wie immer herzerweichenden Zeremonie, tausenden von Treueschwüren und Danksagungen, Umarmungen und Seeyouinseptember- Bekundungen wurde es dann langsam Zeit einzuchecken, und wir machten uns auf den Weg ins Reich der Kälte. Nach den obligatorischen Problemen beim Check-In mit unseren Instrumenten waren wir kurze Zeit später in der Luft und konnten Pisa und die gesamte Riviera noch mal von oben betrachten bevor alles unter einer Wolkendecke verschwand- aha, es geht heimwärts! Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass uns beim Landeanflug auf Lübeck trübes Nieselwetter erwartete. Blieb zu hoffen, dass alle Gepäckstücke heil und unversehrt ankommen, und zwar am richtigen Zielflughafen! Hui, da ist meine Gitarre, und da auch Toms Bass und die Gitarre von Kai. Alles klar, jetzt noch die Autofahrt nach Hamburg zu fünft im Kombi überleben und dann in den Zug nach Braunschweig. Ja, und so
trennten sich letztlich unsere Wege, als uns unsere St. Pauli- Zecke Kai und
Wir-Kinder-vom-Bahnhof-Zoo-Atze am Hamburger Hauptbahnhof rauswarfen, und
uns nach ebenso emotionaler Verabschiedung ein finales „Goodbye Boys“
hinterheryellten, und Derte, Tom und Falko, die Jungs aus dem sympathischen
südniedersächsischen Städtchen zwischen Harz und Heide mit Sack und Pack
ihrem Schicksal überließen, das da hieß: dreieinhalb Stunden Regionalbahn
mit Umsteigen im DB- Vorzeigbahnhof Uelzen! Auf der Fahrt hatten Tom und ich nochmal Gelegenheit, dieses Wochenende mit allen seinen Widrigkeiten, Obszöni- und Absurditäten Revue passieren zu lassen, wobei es sich Derte nicht nehmen ließ, zum einhunderttausendsten mal die „Kralle“ zu bringen.
Trotz meiner
Hoffnung, dass bei unserer Rückkehr ja vielleicht schon ein Sonnenstrahl
den Braunschweiger Eispanzer durchbrochen haben könnte, setzte dann
standesgemäß Schneeregen ein, was soviel heißen sollte wie: welcome back! Na gut, wir jedenfalls hatten drei tolle Tage mit zwei (mehr oder minder) tollen Auftritten, haben endlich nach sechs langen Jahren mal wieder in Italien mit den Jungs von S’N’F spielen können, und nicht zuletzt sind wir in den Genuss der toskanischen Narretei gekommen. Dass alles geklappt hat, ist natürlich S’N’F zu verdanken, die uns ihr komplettes Equipment zur Verfügung gestellt haben, so dass wir nur rüber zu jetten brauchten, einpluggen und los. Da merkt man doch mal wieder, wozu Brieffreundschaften und ähnliches gut sind, und warum man seine Freunde halt nicht vergessen sollte, auch wenn sie mal weiter weg sind. Schwaller,
schwelg und schwadronier TÄTÄÄÄÄÄ! (Falko)
Sommer 2000 - Ein außergewöhnlicher Tourreport: SOLEIL NOIR und COBRA GANG on the road! (von Stefan Sauer, erschienen im TRUST-Fanzine) Cobra Gang: sven
"derte" (stimme), kai (git., zweitgesang), falko (git.), tom (bass, zweitgesang), adrian
(schlagzeug) 22.7. A- Linz: um 8 morgens recht müde in braunschweig los, erstmal im nieselregen zur bank, geld holen. auf tom´s wunsch nochmal zurück in die wohnung, da ich tom´s freundin maren eingeschlossen habe. er hatte wohl vergessen, daß sie bei ihm gepennt hat... nach dieser spektakulären freilassung erstmal nach wolfenbüttel, die anderen einsammeln und ausreichend proviant einholen. nun begeben wir uns auf die ca. 9- 10 std dauernde fahrt nach linz. kaum raus aus d-land, scheint die sonne. alle sind gut drauf. in linz finden wir die (das?) kapu schnell. falko bringt den ersten riesenlacher: kommt vom klo und ihm hängen 50 cm klopapier aus der hose. adrian bemerkts als erster, alle krachen sich weg. der laden ist gemütlich, das essen lecker. es verirren sich ca. 40 leute, darunter viele punks, in den laden. nun zeigt sich, daß ca. 8mal proben nicht genug war. lee hat binnen 10 tagen schnell 13 unserer lieder gelernt, da er für originalbassist thorsten, der keinen urlaub gekriegt hat und lieber schön zivildienst leistet, kurzfristig eingesprungen ist. der auftritt verläuft trotzdem ok, viele leute finden´s gut, 150 dm gage pro band. unkosten gedeckt, platten verkaufe ich auch welche. einige unterhaltungen im backstageraum, falko muß schon wieder einstecken: klemens (der konzertorganisator) verkündet, daß "falko" in österreich sinngemäß gleichzusetzen ist mit unserem "horst". man schmunzelt... es wird noch ein wenig gefeiert, getrunken und geraucht, und es geht recht spät ins bett.
23.7. I- Turin: wieder früh hoch, lecker frühstück in linz, um 9 geht´s los, 800 km (= ca. 8-9 std) bis turin abreißen. die stimmung ist locker, wir kommen gut voran. die veranstalter holen uns am ortseingang turin ab und bringen uns zum auftrittsort, einem besetzten haus (eher gehöft) am ortsrand. da in italien viele alte bauernhöfe und häuser recht kaputt leerstehen, ist das da mit dem häuserbesetzen alles etwas einfacher, bzw. es wird von der polizei nicht sofort und so rigoros geräumt. ok, ein großes gelände, freilaufende, recht zahme hunde (viele von uns fühlen sich diesbezüglich etwas unwohl), alles etwas verfallen. bühne ist draußen, unter einem dach (ehemals traktorstellplatz o.ä.). es gibt kein fließendes wasser, keine toilette, aber strom. gegen abend kommen sehr viele mücken zusammen. ebenfalls gegen abend setzt heftiger regen ein. als abendessen bekommen wir einen sehr kleinen teller nudeln mit tomaten-gemüse-soße, cobra gang fahren nochmal los, pizza kaufen. die ist ultra-lecker (und reichlich!). in italien nimmt man keinen eintritt für punk konzerte, sondern finanziert die gage aus dem getränkeverkauf. regen kommt gegen 22.00 h zum ende, so langsam kommen auch ein paar leute. als das konzert beginnt, befinden sich ca. 15 gäste auf dem gelände, davon 5-6 vor der bühne, neben unseren leuten. wir spielen etwas mißmutig und recht schlecht, beide bands feiern sich gegenseitig zum trost. es spielt noch eine dritte band, Stilicidio, eine nachfolgeband von Antisgammo und Strage. ganz ok, härterer stil als wir, langsam, schwer, ein bißchen simple neurosis mit drin, grunzer und kräherin (mit mieser stimme) am mikro. nicht jedermanns sache. nach dem konzert sind alle müde von der langen fahrt, die veranstalter legen jetzt erst richtig los und drehen furchtbar laut schrägen, schlechten noise- techno auf. unsere raucher werden regelmäßig nach zigaretten angeschnorrt, bald sind diese alle, aber auch dann wird tabak nicht angenommen, kippen sollen´s sein. dieser satz bildet beinahe die komplette kommunikation mit den leuten vor ort. man spricht kaum mit uns, meiner meinung nach liegt das evtl. an unseren beiden vw- soundfoundation bussen. dabei sehen die ja nur teuer aus, gekostet haben sie uns lediglich knapp 300 dm vollkaskoversicherung und sprit. aber punk ist wahrscheinlich, mit 9 mann in einer doppelt so teuren, rostigen 20l-auf-100-km-schleuder aufeinanderzuhocken... naja. am plattenstand, den ich für 4 leute aufgebaut habe (sic!), versucht mir irgendein dichter asi selbstgemachte mescalin- kapseln und lsd anzudrehen. ich lehne dankend ab. er hält mir dann noch großzügig jeden von meinen buttons vor die nase und will wissen, ob das eine band ist und sein kumpel nervt mich, ob ich ihm nicht dies und jenes schenken könnte. sie verabschieden sich endlich, aber nicht ohne mir noch zwei- dreimal ihren drogenkomplettservice ans herz zu legen. sehr früh ins bett. lee schläft im vw-bus, der bei jedem beat vibriert. gratulation. meine ohrenstöpsel erfüllen mir den ersten guten dienst, anders mein ddr- armee-schlafsack: da hat man schon ein moskitonetz dran, und dann entpuppt es sich gleich in der ersten nacht als völlige scheiße. da es auf dem gesicht liegt, stechen die klugen mücken natürlich einfach durch... 24.7. I- Lido Di Savio: wir stehen auf, es gibt kein frühstück. es kommt noch besser: es gibt auch keine gage. man bietet uns stattdessen ca. 10 l diesel pro vw bus an, den man vor zwei tagen aus irgendwelchen lkw gesaugt in lido di savio angekommen, finden wir das besetzte haus "il castello" (das schloß-?!?) sehr schnell. uns schwant nix gutes bezüglich der gage, aber es kommt noch dicker: 1,5 meter neben dem haus verlaufen gleise, die in benutzung sind und keine 40 meter auf der anderen seite steht eine kleine kläranlage für die touristenwohnungen im weiteren umkreis. die riecht wie ´ne große, und man hat eigentlich den ganzen tag einen dezenten scheiße-geruch in der nase, außer der wind weht mal zur kläranlage hin, was er selten tut. derte hat keinen bock mehr. wir überspielen unsere enttäuschung mit schlechtem humor, kriegen aber wenigstens bier und ein ekliges schauspiel zu sehen. einer der mitgebrachten hunde begattet eine läufige kampfhündin und bleibt irgendwie stecken. die bewohner versuchen, den rüden mit wasser abzukühlen, erstmal ohne erfolg. nachdem dieser die hündin ein paar mal sehr häßlich hinter sich her über den platz geschleift hat, lösen sie sich. die arme hündin muß erstmal im haus versorgt werden, ist aber am nächsten morgen wieder fit... essen (nudeln + tomatensoße, aber leckerer und viel mehr als in turin, und salat (herrlich)) ist gut, es bleibt trocken und es kommen so 10 -15 leute, außer den bewohnerInnen. unsere stimmung ist nicht die beste. es gibt eine kleine nette bühne im garten, auf der wir dann ok zu werke gehen, ein besucher und seine freundin (er war schonmal in d-land) sind total begeistert, kaufen ein tshirt und eine single von uns (yeah) und haben damit anscheinend auch die lizenz zum vollabern erworben. die anderen platten hab ich gar nicht aufgebaut- für wen auch? nur schlepperei, und dann mach ich womöglich noch miese beim umtausch... die italienische band spielt wieder als letztes, gott sei dank. als wir (soleil noir) fertig sind, gönne ich mir erstmal ein bier und lasse die müden knochen nebst seele ein wenig baumeln. erste, leichte sehnsucht nach meiner freundin kirstin kommt auf. ein paar leute fahren noch zum nahegelegenen strand, die anderen (u.a. ich) legen sich bald hin. mitten in der nacht dann der schock: zuerst ein leises zischen, dann ein leichtes rauschen, dann mittelschweres vibrieren, dann bricht die hölle los: der lose fensterrahmen (ohne fensterglas) schlägt plötzlich gegen die wand auf, in 1,5 metern donnert ein langer zug in voller fahrt vorbei, das licht zuckt durch den raum, danach wieder stille. einige sind hellwach- panisch, alle auf jeden fall wach. meine ohrenstöpsel machen es nur halb so schlimm für mich. ich glaube weiterhin tapfer an mein moskitonetz, was aber die mücken nicht daran hindert, mein gesicht in dieser nacht mit 6 weiteren stichen völlig zu einem streuselkuchen zu machen. 25.7. I- Day Off: recht erfrischt aufgewacht, lange geschlafen, da wir heute keinen auftritt und keinen zeitdruck haben. es gibt wieder kein frühstück, dafür eine toilette und eine dusche, die tropft zwar mehr als sie läuft, 26.7. I- Viareggio/ Marina di Pisa: frühstück im supermarkt gekauft und vor dem proberaum gegessen. eigentlich sollte das konzert heute im proberaum stattfinden, aber spontan bietet sich uns die möglichkeit, für 200 dm pro band auf einem fest zur befreiung vom faschismus 1945 (das fest dauert 27 tage!) der kommunistischen partei italiens zu spielen. dort, in marina di pisa, was etwa 25 min. von viareggio entfernt liegt, bekommen wir (natürlich!?) lecker pizza und ein paar bier/ cola. es gibt einen stand, an dem man t-shirts mit che, fahnen, parteifeuerzeuge, skatspiele mit hammer und sichel und sonstige kommunistische artikel erwerben kann, antifaschistische infostände und als mein persönliches highlight ein kommunistisches glücksrad. man dreht das hammer und sichel- symbol und kann einige preise gewinnen. herrlich. ich bin versucht, ausgelassen mit dem ersten band des kapitals zu wedeln, den ich mir so für zwischendurch zum lesen mitgenommen habe. gegen ende der tour werde ich trotz weglassens der dreiundachtzig vorwörter auf seite 62 (beim tauschwert) stehengeblieben sein... (räusper). zum ersten mal haben wir einen mischer und eine bombenanlage. bis jetzt waren ja eh alle italien- konzerte draußen, aber dies hier wird der hit. 30-40 leute sehen uns und klatschen auch mal, oder jubeln sogar. bis auf linz hatten wir das ja auch noch nicht. die tshirts und singles werden ein wenig feucht vom abendtau, aber naja... ich spiele mit sonnenbrille (3 stück 5 dm im wiglo, sehen auch entsprechend aus), da die scheinwerfer so blenden. man nennt mich neidisch coole sau. Seed´n´Feed spielen auch noch ein paar lieder. richtig gute band mittlerweile, ihre alten sachen sind ja eher nicht so... zurück im proberaum, trinken und rauchen einige von uns noch, bevor wir schlafengehen. 27.7. I- Arese/ Day Off: nach dem frühstück, das natürlich aus eigener tasche bezahlt wird, ist es klar- der auftritt in arese (bei mailand) fällt aus, da letzte nacht dort im proberaum eingebrochen wurde. eine der originelleren ausreden, die wir von veranstaltern hören. obwohl, wahrscheinlich stimmt das auch noch... also kriegsrat, auch pow-wow genannt: mein vorschlag ist es, geradewegs schonmal nach straubing zu fahren. kai´s vorschlag ist, noch nicht ins eklige deutschland zu fahren und bei bekannten in vicenza noch einen tag am strand zu verbringen. es kann keine einigung erzielt werden, sodaß ein bus mit 5 leuten nach straubing und ein bus mit 4 leuten nach vicenza fährt. vorher bringen wir die interrailer zum bahnhof. während der fahrt macht sich die müdigkeit bemerkbar, es ist recht still, und nach straubing sind es auch gut 800 km. nicht mal tom´s tour-dauer-reißer (penis verhaftet- er hat gestanden) erntet die ihm gebührenden lacher. kurz nach münchen (von unten gesehen) setzt fieser platrzregen ein, der uns etwa 25 min. lang zwingt, 20-30 kmh zu fahren. nichtsdestotrotz kommen wir heil, aber stinkend und im regen, in straubing an, wo wir eine komfortable, trockene holzhütte mit holzfußboden zugewiesen kriegen. gemütlich. man bietet uns bier an, wein haben wir noch aus italien, und der abend ist in ordnung. ich schlafe in dieser nacht sehr gut und lange. 28.7. D- Straubing: wir bekommen frühstück (ooooh!) und sehen den leuten zu, wie sie im nieselregen die letzten arbeiten verrichten. soll ja immerhin ein zwei-tage-open air werden. sieht gut aus, viel arbeit und mühe. eine junge dame fragt mich, ob wir denn nicht wußten, wann das festival losgeht ("hobt´s ihr des nit g´wußt, wonn des festiwal losgeha tat") . ich bin kurz baff, komme auch nicht dazu, zu antworten, weil sie schnell abhaut, also grinse ich mir eins in den bart.
vormittags treffen dann kirstin und zwei freundinnen ein, die extra wegen uns nach straubing gekommen sind. nach der freudigen begrüßung fahren die drei nach deggendorf um kaffee zu trinken, und wir fahren ins freibad, drehen bei regen ein paar runden und duschen dann so richtig heiß. herrlich! frisch rasiert und nach duschgel duftend fahren wir zurück zum festivalgelände. zwischendurch hört es auf zu regnen, ab ca. 17 h erstmal ganz. per handy erfahren wir, daß die anderen einen nachmittag in vicenza verbrachten, dann abends zur küste gefahren sind (30 min) um die nacht am strand zu verbringen und den sonnenaufgang anzusehen. als sie dann um 6 h morgens (sie wollten ja zeitig los) zum bus kamen, bemerkten sie, daß das türschloß kaputt war. das handschuhfach war ebenfalls aufgebrochen und kai´s videokamera (von opa geliehen), kai´s taschencomputer (1200 dm) und 100 dm aus seinem portemonnaie fehlten. für ihn ein bombiger tagesbeginn. zur polizei- die machte erst um halb 10 auf. danach noch zu ´nem übersetzer, und um 11- 1/2 12 kamen sie dann weg. um ca. 17 h rufen sie an, daß sie bei münchen 30 km im stau stecken. gegen 17.20 h rufen sie an, um mitzuteilen, daß 500 andere auch die idee hatten, an der nächsten abfahrt auf die bundesstraße zu wechseln- wieder stau.
prima, wir (soleil noir) sollten um 18.30 h anfangen. endlich, gegen 19.15 h kommen sie müde an, ruckzuck das equipment auf die bühne und los geht´s- wir beeilen uns etwas, um das zeitlimit nicht zu überreizen, und die etwa 35 leute im matsch finden´s klasse. dann setzt wieder leichter regen ein, was aber meiner stimmung keinen abbruch tut (wir haben es hinter uns, und die gage, 300 dm pro band, ist auch sehr willkommen), als cobra gang spielen. die anderen bands finden wir dann auch verdammt uninteressant, und so feiern wir noch gemütlich den tourabschluß. nochmal gut geschlafen und in aller frühe ab nach hause.. man fragt uns (etwas enttäuscht?), ob wir jetzt schon fahren würden, aber wir wollen so dringend nach hause... . die frühe abreise ist also nicht böse gemeint. naja. auf jeden fall werden wir auf das angebot von algis, irgendwann nochmal in straubing zu spielen, gerne zurückkommen. was bleibt, ist unter anderem die gewißheit, daß eine tour im sommer ziemlich blöde ist. einige sachen müssen anders gemacht werden, aber so, wie es gelaufen ist, ist´s schon ok: unsere bandkasse (etwa 400 dm) ist jetzt leer, cobra gang haben jeder nen hunderter gelassen. wir haben uns überraschend gut verstanden, haben auch nette leute kennengelernt, acht tage lang dem alltäglichen trott den langen finger gezeigt und jede menge zu erzählen. spätestens im herbst 2001 soll es eine neuauflage dieses shit-smelling-road-to-hell-movies geben, allerdings haben wir uns vorgenommen, bis dahin schon reich und berühmt zu sein. stefan.
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